Chancenreich und einzigartig: MASO und seine Stärken

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Nur ein Jahr ist es her, dass MASO in die erste Runde ging. Nun steht das Programm für Innovation in der europäischen Kurzfilmszene. Was es auszeichnet? Das Branchenprogramm begleitet junge Filmschaffende von der Entwicklung ihrer Idee bis zur Produktion und schafft wertvolle Kontakte für Vertrieb und ins Festivalnetzwerk. Eine Bestandsaufnahme beim MASO Industry Day im Rahmen des BFFB 2025.

Welches Potenzial das MASO – Short Film Training Programme bietet, wurde beim letzten Bolzano Film Festival Bozen (BFFB) eindrücklich unter Beweis gestellt. „Die Idee dazu entstand beim Brainstorming im Büro“, erinnert sich Renate Ranzi, Head of IDM Film & Music Commission Südtirol. „Damals überlegten wir, wie sich das ans Fachpublikum gerichtete Industry-Programm des Festivals stärker aufstellen lässt – und zwar durch eine Kurzfilmförderung.“ Mit ins Leben gerufen wurde das Projekt von Festivalleiter Vincenzo Bugno, der vom bisherigen Verlauf begeistert ist. MASO verfolgt das klar definierte Ziel, den Ideen und der Kreativität von Filmschaffenden Raum zu geben und ihnen Gehör zu verschaffen. Das soll durch Kurzfilme gelingen, die neue Perspektiven eröffnen, in der Branche Aufmerksamkeit erregen und bei A-Festivals Interesse wecken.

Am 8. April 2025 trafen die Teilnehmenden von MASO #1, der ersten Ausgabe, beim BFFB wieder aufeinander. Zuvor hatte bereits in Norwegen ein erster Workshop zum Thema Drehbuchentwicklung stattgefunden. Im Rahmen des MASO Industry Day durften die Regisseur:innen und Produzent:innen nun in Südtirol ihre Arbeit an den acht Projekten fortsetzen – mit einem Schwerpunkt auf der Produktion. Dabei hatten sie Gelegenheit, ihre Ideen einem Publikum von Fachleuten und Profis der audiovisuellen Branche vorzustellen, darunter Carla Vulpiani (Short Film Advisor für die Internationalen Filmfestspiele von Venedig) und Wim Vanacker (Selection Committee – Official Short Film Competition bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes). Der Kern des Programms: Weiterbildung und Tutoring für Filmschaffende mit Fokus auf Innovation, Vielfalt und Inklusion.

 

Take

MASO wird von der IDM Film & Music Commission Südtirol und dem Bolzano Film Festival Bozen gefördert und gestaltet und von den Abteilungen für deutsche, italienische und ladinische Kultur der Autonomen Provinz Bozen unterstützt. Hinzu kommen die Zusammenarbeit mit der Filmschule ZeLIG, der Freien Universität Bozen und dem Centro Nazionale del Cortometraggio sowie zahlreiche internationale Partnerschaften, wie mit dem FilmCamp in Norwegen. So ist das Programm bereits jetzt zum Aushängeschild der regionalen Filminitiativen geworden. Dabei ist MASO #1 noch gar nicht abgeschlossen. Für diesen ersten Durchgang gingen 132 Bewerbungen aus 45 Ländern ein, zu 70 Prozent von Frauen. Die acht ausgewählten Projekte befinden sich derzeit in unterschiedlichen Produktionsphasen.

Schnell fand MASO international Anklang – Tendenz steigend. Die Scholarships für die Teilnehmerprojekte kommen nicht nur aus Italien, etwa über den Fondo per l’Audiovisivo del Friuli Venezia Giulia und durch Partnerschaften mit Roma Creative Contest, Sentiero Film Factory und WeShort, sondern auch aus dem Ausland zeigt, dass MASO keine Grenzen kennt. Aus Norwegen wird das Projekt vom Nordnorsk Filmsenter – North Norwegian Film Centre und vom FilmCamp unterstützt. Frankreich ist mit Ciclic Centre-Val de Loire und Deutschland mit der Hessen Film & Medien GmbH dabei. Österreich bringt sich mit dem Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA, Film and Music Austria) und dem Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS) ein. Als Partner und Standorte für die beiden Workshops wurden das FilmCamp in Norwegen (für Workshop 1) und die ZeLIG – School for Documentary, Television and New Media in Bozen (für Workshop 2) gewonnen.

„Wir sind im ständigen Austausch mit den Regisseur:innen und Produzent:innen, um die Fortschritte mitzuverfolgen und für eine optimale Umsetzung zu sorgen – jedes Projekt in seinem eigenen Tempo. Es gibt kaum Projekte, die so aufgesetzt sind.“

Enrico Vanucci, Creative Advisor

„Aus der Zusammenarbeit mit unseren internationalen Kolleg:innen haben wir viel gelernt und freuen uns über die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen. Die Bewertung und Auswahl übernimmt eine externe Jury aus Branchenexpert:innen – die Jury mussten wir unweigerlich vergrößern, um alle Kandidaturen berücksichtigen und besser auswerten zu können. So kommen unsere Expert:innen aus Asien, Lateinamerika und Europa“, sagt Renate Ranzi.

Nach dem Auswahlprozess beginnt für die Regisseur:innen und Produzent:innen das Programm, das sie vom Konzept über die Produktion bis zum Vertrieb begleitet. „Zusätzlich zu den Präsenzworkshops bietet das Programm mehrere Masterclasses und Einzelsessions zu Themen, die aktuell relevant und branchenprägend sind. Zu künstlicher Intelligenz im audiovisuellen Bereich oder zu Vielfalt und Inklusion bis zu Onlinepräsentationen zu den Unterstützern des Programms“, erklärt Enrico Vannucci, der für die Auswahl der Kurzfilme beim Locarno Film Festival zuständig und bei MASO als Creative Advisor tätig ist. Vannucci leitet das Advisory Board und koordiniert die beiden Drehbuchtutor:innen für die Entwicklungsphase sowie die beiden Tutor:innen für die Produktionsphase. „Wir sind im ständigen Austausch mit den Regisseur:innen und Produzent:innen, um die Fortschritte mitzuverfolgen und für eine optimale Umsetzung zu sorgen – jedes Projekt in seinem eigenen Tempo. Es gibt kaum Projekte, die so aufgesetzt sind.“

„MASO schafft ein einzigartiges Umfeld, das einladend ist und inspiriert. Hier kann man sich mit vollem Einsatz und professioneller Unterstützung – aber ohne Druck von außen – im Storytelling und mit kreativen Ideen ausprobieren.“

Laure Dahout, Producer

Mittlerweile sind die Kurzfilmprojekte der acht Teams von MASO #1 aus Deutschland, Frankreich, Polen, Österreich, Norwegen, Italien und Nepal schon weit fortgeschritten. Der nepalesische Filmemacher Suraj Paudel, der es mit dem Kurzfilm Lori bereits 2022 auf die Internationalen Filmfestspiele von Cannes geschafft hat, erzählt: „Ohne MASO wäre meine Geschichte The Freezer in der Schublade versauert und unter Staub und Zweifeln begraben worden. Erst dieses Programm hat sie zum Leben erweckt und nun begleitet es mich in jeder Umsetzungsphase.“ Ein weiteres Projekt, Anita, ist das Werk der Drehbuchautorin und Regisseurin Giulia Palaia aus Bozen in Italien. Produziert wird es von Luca Bedini von Taiga Films und der lokalen Produktionsfirma FrabiatoFilm, unterstützt von den drei Kulturabteilungen der Provinz Bozen. Der letzte Kurzfilm der Autorin, Due Madri, wurde bereits beim BFFB gezeigt.

„MASO schafft ein einzigartiges Umfeld, das einladend ist und inspiriert. Hier kann man sich mit vollem Einsatz und professioneller Unterstützung – aber ohne Druck von außen – im Storytelling und mit kreativen Ideen ausprobieren“, schildert die französische Produzentin Laure Dahout, die gemeinsam mit Regisseurin Zorana Mušikić das Projekt Lifescore umsetzt. Das Postproduktionsstudio PFX Italy, ebenfalls MASO-Partner, hat das Animationskurzfilm-Projekt der ukrainischen Regisseurin Anastazja Naumenko Postproduktionsleistungen im Wert von 5.000 Euro prämiert. Den Preis nahm die Regisseurin gemeinsam mit ihrem Projektpartner, dem polnischen Produzenten Maks Piłasiewicz beim MASO Industry Day entgegen.

Im fließenden Übergang von MASO #1 zu MASO #2 setzt die IDM Film & Music Commission Südtirol ihre Arbeit fort. Bald wird die erste Projektreihe abgeschlossen sein: Die acht Kreativteams haben ihre Geschichten in Form von Kurzfilmen zum Leben erweckt haben und können die Ergebnisse auf Festivals in aller Welt präsentieren. Der MASO Industry Day hat sich als BFFB-Veranstaltung als strategisch wertvoll erwiesen, um Weiterbildung, Vernetzung und neue berufliche Chancen zugleich zu fördern. Mit MASO #2 werden die Erfahrungen der ersten auf die zweite Ausgabe übertragen – und das Programm noch internationaler und inklusiver ausgerichtet.

Take
Text Antonio Bracco
Foto (c) Rosario Multari
Veröffentlicht am 17.11.2025